Am Sonntag dem 26. Mai 2024 wanderten wir zum „Großen Moor bei Großenmoor“
Bei herrlichem Wetter und unter reger Beteiligung führte der Verein Pro Lebensraum Kiebitzgrund e.V. eine Wanderung zum heimischen Moor durch.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden gab es einige Informationen über die Moore allgemein und in der näheren Region. Das Große Moor ist das älteste Naturschutzgebiet im Altkreis Hünfeld und eines der größten ursprünglichen Moore Hessens. Neben der Speicherung von großen Mengen CO2 erfüllt das Moor im Kiebitzgrund weitere wichtige Funktion: Es ist u.a. ein großer Wasserspeicher, fördert und erhält die Biodiversität, ist Rast-, Brut- und Lebensraum vieler Vogelarten und Naherholungsgebiet für die Bevölkerung.
Vom Treffpunkt Kindergarten ging es zum Bruchgraben, dem Ablaufsystem des Moores mit seinem 260 m langen Kanal, der etwa 6 m unter der Ortschaft Großenmoor hindurch führt.
Entlang des Bruchgrabens wurden Biberdämme besichtigt. An einem Info-Stand wurde über den erst seit 2018/19 im Kiebitzgrund entlang der Schwarzbach erschienen Biber berichtet. Da auch der Bisam gegen Ende der 1950er Jahre das Moor besiedelt hat, wurden die drei Nagetiere Biber, Nutria und Bisam mit ihren Unterschieden und Erkennungsmerkmalen näher erläutert.
Am Moorauslauf konnten die Kinder Wasserproben entnehmen und freuten sich über die großen Wasserpfützen in diesem Bereich. Die Farbe der Wasserproben veranschaulichte, warum der Bruchgraben anschließend zur Schwarzbach wird. Moorwasser enthält viele Schwebstoffe und ist damit deutlich dunkler als Quell- oder Grundwasser.
Die Biberdämme und die erheblichen Niederschläge des Frühjahrs und Winters haben den Wasserstand im Moor wieder deutlich erhöht. In den Trockenjahren 2018 und 2019 war der Wasserstand des Moores erheblich abgesunken. In den heißen Sommermonaten der letzten Jahre war der Wasserstand so stark zurück gegangen, dass der Moorablauf trocken lag.
In 4 Gruppen aufgeteilt und mit Vogel-App ausgerüstet, ging es zur Erkundung der Vogelwelt weiter. Im Laufe der Wanderung wurde über die Vegetation und den Torfabbau im Moor berichtet.
An einem weiteren Stand galt es, Alltagsgegenstände aufgrund ihres Gewichtes bestimmten Vögeln des Moores und ihrer Umgebung zuzuordnen. Eine spannende Aufgabe für Groß und Klein, welche auch manches Stirnrunzeln auslöste. Die Gruppen bewiesen viel Gespür für die Schwere der einzelnen Gegenstände und der Gewichtseinschätzung der Vögel, sodass die Aufgabe mit Bravour gelöst wurde.
Entlang des Schwingrasenmoores mit Blick auf den Birken Moorwald führte die Wanderung zum Endpunkt und Abschluss, zu den Informationstafeln und Ruhebänken unter der Eiche. Hier gab es weitere Informationen über durchgeführte Quellkartierungen. Interessant ist auch die Aufzählung einer Vogelerhebung auf den Info-Tafeln vor genau 50 Jahren, nämlich aus dem Jahre 1974. Seinerzeit listete der Landkreis Fulda 31 Vogelarten in und um das Große Moor auf. In 2024 ergab eine Bestandserhebung durch den Verein eine Anzahl von knapp 50 Vogelarten. Besonders bedauerlich ist dabei der Verlust des Namensgebers unseres Gebietes, des Kiebitz. Er wurde in 1974 noch aufgezählt und ist seit vielen Jahren um das Moor verschwunden. Auch die Bekassine, die Wasserralle und der Wiesenpieper sind nicht mehr nachweisbar. Erfreulich hingegen ist die Vielzahl der Singvögel, welche scheinbar neu das Moor besiedeln. Hier sind besonders die Rohrsänger- und Grasmückenarten zu nennen. Auch die Rohrweihe besucht das Moor Ende Mai als Durchzügler, wodurch die Hoffnung besteht, dass sich zukünftig vielleicht ein Paar ansiedeln könnte.
Zum Abschluss bedankte sich der Vorstand des Vereins bei allen Teilnehmern und hofft, mit der Wanderung Aufmerksamkeit, Beachtung und Rücksichtnahme für dieses ganz besondere und wertvolle Kleinod im Kiebitzgrund geweckt zu haben. Auch wenn das Große Moor heute mit ca. 24 ha keine große Gebietskulisse aufzuweisen hat, ist es in seiner einmaligen unberührten Art als Niedermoor ein ganz wichtiger Trittstein für die Arterhaltung vieler Pflanzen und Tiere.
Pro Lebensraum Kiebitzgrund e.V.
Ernst Pfingstgräff